DRAMATIZING LIFE –
GIBT ES GENRE-EDITING IM DOKUMENTARFILM?
Der Editor des Dokumentarfilms ist immer auch Dramaturg
der Wirklichkeit und steht im Laufe des Montageprozesses vor
zahlreichen Entscheidungen, die die spezifische Perspektive
und Erzählhaltung, aus der heraus der Film mit seinem Sujet
und seinen Protagonisten umgeht, maßgeblich prägen. Je
nachdem, ob die Haltung oder gar Person des Filmemachers
offen thematisiert wird, wie stark Inszenierung erkennbar
oder auch bewusst verschleiert wird, wie sehr Protagonisten
zu Figuren werden oder eine Erzählstimme die Tonlage des
Films prägt, können sich Hinweise auf ein mögliches Genre
ergeben. Im Dialog miteinander und mit dem Publikum soll im
Rahmen dieses Themenpanels die umstrittene Frage, wie der
Dokumentarfilm zum Genre steht, ausgelotet werden: Bildet
die Gattung des nonfiktionalen Langfilms mit den spezifischen
Ausgangsbedingungen der vorgefundenen Wirklichkeit ein
eigenes Genre, oder orientiert man sich im Editieren inszenierter
Wirklichkeit auch hier zunehmend an den Montage-
Konventionen des klassischen Erzählkinos und bedient somit
auch im Dokumentarischen verschiedene Genres? Doch die
Frage nach „Genre oder nicht Genre“ reicht weiter: Wie etwa
arbeitet man mit (bzw. auch gegen) Archivmaterial oder
kompiliert „Found Footage“, wenn es seinerseits bestimmten
Genres entsprechend montiert scheint – wie etwa historisches
„Dokumentar“-Filmmaterial im Propagandakontext. Und wie
geht man mit an Förderzusagen gebundenen Treatments um,
die eine gewisse Erzählhaltung bzw. ein Genre vorformulieren,
die vielleicht im fertigen Material gar nicht mehr naheliegend
oder gewünscht erscheinen? Und welche Rolle spielt das mögliche
Genre in der Zusammenarbeit im Team vor, während und nach dem Dreh eines Dokumentarfilms?
Termin
Samstag, 28. November 2009 um 17.00 Uhr
Filmforum im Museum Ludwig
Panelteilnehmer
Ulrike Franke,
Rune Schweitzer,
Sebastian Stobbe,
Corinna Wichmann
Moderation: Kyra Scheurer (Film+)